Hiltrud und Michael Benker sind eine Patenschaft eingegangen und lassen uns in diesem Bericht an ihren Erfahrungen teilhaben.
Hiltrud Benker
2015, im Jahr der großen Flüchtlingsströme, reifte in mir der Wunsch, etwas für die Integration dieser entwurzelten Menschen zu tun. Aber was? Was würde auch mir selbst Spaß machen? So blieb es erst mal bei der Theorie.
Bis zu diesem einen Nachmittag: Auf der MehrGenerationenFarm fand ein Bastelnachmittag statt. Spontan gingen mein Mann und ich ins Asylantenheim „Dörfle“ rüber, um ein paar Kinder zusammenzutrommeln. Ruck-Zuck konnten wir 6 Kinder und 3 Erwachsene dafür begeistern. Alles klappte prima und alle hatten Spaß.
So kam der Kontakt zu einer Familie mit der damals 8jähriger Tochter und ihrer besten Freundin zustande. Da mir vor allem die Kinder und dabei speziell die Mädchen am Herzen liegen, sind wir einfach mal ein Eis essen gegangen. Ja und dann tauchten ganz viele Ideen auf, was man zusammen Tolles unternehmen könnte. Vieles haben wir inzwischen umgesetzt: von Hundespaziergängen an der Würm, Picknick im Monbachtal, Spielcenter, Kino, Schwimmen, Planetarium, Wildpark bis hin zum Schlittschuhlaufen und dem immer wiederkehrenden Basteln und Spielen. Die neueste Idee ist, das „Junge Museum“ in Stuttgart zu besuchen.
Mittlerweise weiß ich auch, dass der AK Asyl sich an den Kosten dieser Unternehmungen beteiligt, was wir gerne in Anspruch nehmen.
Und das Fazit nach zwei Jahren? Es macht einfach Spaß, mit den zwei tollen Mädchen unterwegs zu sein. Am Anfang war noch etwas Phantasie bei der Verständigung gefragt, aber das ist inzwischen kein Thema mehr. Abgesehen von einfach Spaß haben denke ich, dass die beiden viel über das Leben hier in Deutschland erfahren haben. Sie können ihren Mitschülern auch etwas erzählen und müssen nicht im Abseits stehen. Außerdem, als Mädchen kann man dieselben Sachen machen wie die Jungs! Zu den beiden Familien hat sich auch ein netter Kontakt entwickelt und man hat viel voneinander erfahren. Ein gutes Stück in Richtung Integration ist geschafft.
Also eine Erfolgsgeschichte!
Michael Benker
Kinder lernen von ihren Eltern. Diese erklären ihnen die Welt. Eltern, die in einer Welt leben, die sie selbst nicht verstehen, können das nicht leisten. Sie verstehen die Spielregeln in diesem neuen Land nicht. Sie ziehen sich zurück. Den Kindern droht ein ähnliches Schicksal.
Die Erwachsenen und auch die Kinder mitzunehmen in unsere Welt, ihnen unsere Welt zu erklären, das sind meist nur Kleinigkeiten. Wir müssen sie nur mitnehmen bei dem, was wir sowieso tun. Kinder sind dabei sicherlich leichter zu begeistern als die Erwachsenen. Sie sind noch nicht vorgeprägt wie ihre Eltern. Diese muss man da schon öfter mal aus ihrem „Loch ausgraben“. Aber mit freundlicher Beharrlichkeit, Geduld und Aufmunterung kann auch das gelingen. Genauso wie wir von den geflüchteten Menschen erwarten, dass sie sich für die Regeln bei uns öffnen, müssen wir akzeptieren, dass sie aus Kulturkreisen kommen, in denen andere Regeln gelten.
Wer glaubt, er müsse sich opfern um Flüchtlinge zu integrieren, liegt falsch. Wir haben das Zusammensein mit ihnen als Gewinn erlebt. Wir haben viel und sehr authentisch über eine Welt erfahren, die wir bis dahin bestenfalls aus den Nachrichten kannten. Wir haben erlebt, wie traumatisierte Menschen die Lebensfreude und das Lachen wiedergefunden haben. Meine Frau war seit Jahrzehnten nicht mehr im Schwimmbad. Die Flüchtlingskinder haben sie dazu animiert, mit ihnen dahin zu gehen. Es war ein Spaß für alle drei. Ich habe mit 67 Jahren und nach 30 Jahren Abstinenz meine Schlittschuhe ausgemottet und bin mit den Kindern ins Polarion gefahren. Das hat nicht nur den Mädels Spaß gemacht.
Für uns ist es ein Geben und Nehmen.