Neue Mitarbeiter in der Stadtverwaltung, neue Unterbringungsmöglichkeiten, ein äußerst aktiver Arbeitskreis Asyl: Aktuell sind 173 Flüchtlinge in der Obhut der Stadt Weil der Stadt, also in der sogenannten Anschlussunterbringung. Bis 2020 werden jährlich etwa 50 weitere dazu kommen. Ist die Stadt dafür gerüstet?
Nach dem Brand in der Asylunterkunft in der Benzstraße haben die Bürger viele Fragen, berichtete die Erste Beigeordnete Susanne Widmaier bei einem Gespräch im Merklinger Rathaus. Und deshalb sei es Zeit den Menschen ein umfassendes Update zu geben. Wie ist die Situation in Weil der Stadt?
Anwesend sind außer Susanne Widmaier Ordnungsamtsleiter Thomas Besser und ein neues Gesicht in der Stadtverwaltung; Mahmoud Qasem. Der junge Mann hat am 1. März die Stelle als Flüchtlingsbeauftragter übernommen. “Er war absolut unsere Wunschbesetzung”, sagt Susanne Widmaier. “Er ist Diplom-Verwaltungswirt und spricht außerdem arabisch.” Gemeinsam mit den beiden Flüchtlingsbetreuerinnen Tamara Ipp und Anne Krätschmer-Kogelheide kümmert er sich um alle Belange rund um die Flüchtlingsunterkünfte und die Bewohner, ist die Anlaufstelle für Bürgerfragen und Vermittler zwischen Behörden und freiwilligen Helfern.
Das Feuer in der Benzstraße 3 war ein Schlag, sagen alle drei. Die Bewohner mussten in die Unterkunft am Blannentalhof in Merklingen umziehen. Dort teilen sich jetzt 45 Leute ein Bad und eine Küche. “Dass es in so einer Situation auch mal Probleme und Reibereien gibt, ist nicht verwunderlich”, so Thomas Besser. Leider gibt es in den nächsten Monaten keine andere Lösung. Voraussichtlich Ende des Jahres aber können die Flüchtlinge in die Benzstraße 3 zurückkehren. Neu gebaut werden sollte in der Benzstraße sowieso, allerdings auf dem Grundstück nebenan. “Ursprünglich war angedacht Benzstraße 3 abzureißen und Benzstraße 5 neu aufzubauen”, berichtete Susanne Widmaier. Nach dem Brand habe sich aber gezeigt, dass der Zustand des Gebäudes noch recht gut ist. So wurde es komplett entkernt und aktuell läuft die Sanierung.
Das Vorhaben Benzstraße 5 mit 84 Plätzen wird ebenfalls zeitnah – möglichst bis Ende 2018 – umgesetzt. Die Unterbringungskapazitäten werden unbedingt gebraucht. Schon in diesem Jahr wird es so eng mit den Möglichkeiten, dass die Stadt vom Landratsamt das Gebäude Hindenburgstraße anmieten musste. Dort werden weiterhin Familien untergebracht. Auch der Kasten in Merklingen ist voll belegt. Weitere belegte Wohnungen liegen verteilt im Stadtgebiet. “Die Situation wird sich nicht so schnell entspannen” schätzt Mahmoud Qasem. Man müsse auch bedenken, dass der Familiennachzug nicht kalkulierbar sei.
Soviel zur “Hardware”. Die “Software” liefern zum einen das Team um Mahmoud Qasem und zu einem großen Teil der Arbeitskreis Asyl mit seiner Leiterin Marianne Maier. “Ohne den AK Asyl hätten wir ein Problem”, sagte Susanne Widmaier lobend. “Wir können froh sein, dass sich so viele Menschen freiwillig einbringen. Die Helfer sind den Flüchtlingen Paten im Alltag, unterstützen den Integrationsprozess, gehen mit auf Wohnungssuche, erklären für uns einfache Dinge wie die Mülltrennung oder die berühmte Kehrwoche”. “Neue Freiwillige sind jederzeit herzlich willkommen”, so Marianne Maier. Auch wäre es toll wenn Migranten sich melden und mitarbeiten. “Das könnte bei der Sprachbarriere sehr nützlich sein.”
Einen ganz konkreten Wunsch hat der Arbeitskreis Asyl auch noch. “Wir suchen jemanden, der zu Wohnungsauflösungen geht und ganz gezielt Möbel oder Gegenstände aussucht für Flüchtlinge, die hier eine Wohnung finden.” Das bedeutet koordinieren, unterstützen, Transporte organisieren. “Einfach wahllos Sachspenden anzunehmen, das bringt nichts. Wir müssen bei Bedarf handeln.”