Abschiebung von Morro

Die Polizei kam in der Nacht in die Merklinger Wohnung, wo Morro, einer unserer Gambier, wohnte.

Morro lebt seit 6 Jahren in Deutschland. Wir kennen ihn als einen bescheidenen, freundlichen Menschen, dessen Integrationswille enorm ist.

Ohne vom Sozialamt abhängig zu sein und mit einem kleinen Verdienst schaffte er es, seinen Integrationskurs einschließlich der Fahrtkosten nach Böblingen selber zu finanzieren und mit Erfolg (siehe Beitrag zu Morros Zertifikat B1 vom Juni 2015) zu beenden.

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Die Umstände konnten widriger nicht sein: Im Wohnheim lebte er mit noch zwei Bewohnern im Zimmer, es herrschte keine Ruhe, er lernte nachts, ging tagsüber zur Schule und zur Arbeit. Er schaffte es, eine Wohnung zu finden, arbeitete durchgehend weiter und war auf dem Weg, die nächste Stufe der Integrationsleiter zu erklimmen: Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2, womit er eine Ausbildung beginnen wollte. Das heißt, der deutsche Staat war auf dem Weg, mit Morro einen Bürger zu erhalten, der zum Allgemeinwohl beiträgt.

Morro hatte auch Beziehungen aufgebaut, z.B. zu einem Herrn im Rollstuhl, der mit ihm lernte, und den Morro im Gegenzug spazieren fuhr und zu Ausflügen begleitete.

Nun sitzt er in Pforzheim im Abschiebegefängnis, ohne dass er sich je hätte etwas zuschulden kommen lassen und muss darauf warten, bis der nächste Flieger nach Gambia geht. Wir fragen uns: „Welchen Sinn macht das?“

Sollen wir uns wirklich über die „Erfolgsmeldungen“ in der Presse freuen, dass es gelungen ist, vermehrt Flüchtlinge in „sichere“ Herkunftsländer abzuschieben?

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